Eindrücke vom CSD Hannover 2022

Am 04.06.2022 war es wieder so weit. Christopher-Street-Day in Hannover. Es war (leider) mein Debüt und es folgte für mich die Frage, warum ich nicht schon eher daran teilgenommen habe. Aber fangen wir am Anfang an :).
Inhalt
Was ist der CSD?
Kurz zusammengefasst ist der Christoper-Street-Day eine Menschenrechtsdemonstration. Im Speziellen geht es dabei um Antidiskriminierungsarbeit für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und Queere (LSBTIQ*). Weitere Infos findest du z.B. hier.
Olaf Wunderbar & Jonas.Lgbt
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CSD Hannover 2022
Ankommen
Es war der Wahnsinn. Wir sind gegen 13:00 Uhr bei bestem Wetter am Opernplatz angekommen und mir fielen fast die Augen raus. So viele schöne Menschen an einem Ort. Alle mit dem gleichen Ziel: Respekt, Toleranz und Gleichbehandlung einfordern für die, die nicht der Heteronormativität entsprechen. Regenbogenflaggen überall. Es war ein ganz schönes Gewusel und mir persönlich fiel es schwer, der Kundgebung zu folgen. Aber hey, ich wusste ja, warum ich da war.Umschauen auf dem CSD
Nachdem wir die ersten Eindrücke verarbeitet hatten, drehten wir eine Runde über den Opernplatz. Und nochmal … sooo viele schöne Menschen. So unterschiedlich, so sie selbst, so frei.
Von zurückhaltend bis „Hey, hier bin ich!“ war alles vertreten. Und ich fand das toll. Ich habe die Vielfalt genossen. Alles wirkte so gelöst, so locker, so unproblematisch. Menschen tanzten, unterhielten sich, umarmten sich. Ganz egal, wie sie sich identifizieren oder wie sie aussehen. Egal wo sie herkommen oder wie sie leben.

Klette Sparkles als Tinkerbell mit Peter Pan.
Nachdenken
Schon auf dem Opernplatz stimmte mich etwas sehr traurig. Trotz der ausgelassenen Stimmung.
Ich sah viele Paare Händchen halten, sich küssen. In aller Öffentlichkeit und ganz natürlich. Sie haben ihre Liebe und ihr Glück nach Außen getragen.
„Hä, das ist doch was Tolles.“ magst du dir jetzt vielleicht denken und ich stimme dir da 100 %ig zu, doch was ist an all den anderen Tagen, wenn nicht CSD ist und die Minderheit die Mehrheit bildet? Dann werden sie im „besten“ Fall doof angeschaut. Manche müssen verbale Attacken über sich ergehen lassen und andere werden auch körperlich angegriffen. Und mein Hirn und ich können das nicht verstehen. Wir verstehen nicht, was an Liebe schlimm sein kann. Verstehen nicht, warum Menschen angefeindet werden, weil sie sich ihrem biologischen oder überhaupt einem Geschlecht nicht zugehörig fühlen und das kommunizieren.
Und auch beim Demonstrationszug hatte ich einen Kloß im Hals.
Einige hatten Plakate bei. Amüsant fand ich z.B. das mit der Aufschrift „Sorry Jungs, ich steh auch auf Titten.“ Guter Spruch, der ihr Desinteresse an Männern ausdrückt. Und auch wenn die sich dafür nicht entschuldigen muss, passt es irgendwie. Ich glaube, sie hat schon den einen oder anderen abblitzen lassen. Sehr hübsches Mädel.
Was mich mitgenommen hat, war ein anderes Plakat. „Ich bin die Schwuchtel, die eure Kinder trans* macht.“ Das stand da echt so. Was muss dieser Mensch (mit)erlebt haben, um so etwas zu schreiben? Ich werde das wohl nie nachvollziehen können, aber es tut mir leid, dass Menschen solche Erfahrungen machen müssen.
Fazit
Der CSD Hannover war für mich eindrucksvoll und bedrückend zugleich und er zeigte mir wieder mal, dass leider immer noch einige Menschen gleicher sind als andere. Als cis-hetero Frau darf ich von mir behaupten, dass ich privilegiert bin. Habe ich doch eigentlich keine Ahnung von den Problemen der LGBTQ+-Community. Ich musste mich nie rechtfertigen oder „outen“ (ein Wort und eine Handlung, das und die in meinen Augen überflüssig sein sollten). Auch wurde ich nie wegen meiner Sexualität oder Genderidentität angegriffen. Dennoch bin ich auch ein Mensch. Ein Mensch, der die Meinung vertritt, dass wir alle Menschen sind. Mit Emotionen und Gefühlen, mit Wünschen und Zielen, mit Liebe, die wir zeigen wollen. Darum werde ich auch beim nächsten CSD in Hannover wieder mit auf die Straße gehen.Ich kann nicht für die LGBTQ+-Community sprechen. Aber ich kann sie unterstützen. Und genau das will ich tun. Als Ally.
In diesem Sinne:&
Just be YOU!
